First Ride

KTM EXC Serienfahrwerke funktionieren grundsätzlich sehr gut. Trotzdem sollte man sich die Zeit für das perfekte Setup nehmen. Ist das Motorrad neu und gibt es noch keine Erfahrungswerte, würde ich folgende Einstellungen vornehmen:

Gabel:

  1. Klicks für Druck und Zugstufe prüfen (sollte auf Standardeinstellung – siehe Manual-  sein)
  2. Gabel entlüften

Federbein:

  1. Klicks für Druck und Zugstufe prüfen (sollte auf Standardeinstellung sein)
  2. Den statischen Durchhang – SAG – (= Einsinken des Motorrads durch Eigengewicht; ca 35mm – siehe Manual) prüfen bzw. einstellen und nach den ersten Stunden noch mal; die Feder setzt sich.

Bei der ersten Ausfahrt sollte man speziell auf die Balance des Motorrads (Über/Untersteuern) achten. Die Lenkerposition sollte passen und die Gabel in der Gabelbrücke so positioniert sein dass:

  1. das Motorrad neutral in die Kurve geht; das heißt weder aus der Kurve schiebt noch zu stark in die Kurve fällt.
  2. man zentral am Motorrad steht; also weder heck- noch frontlastig unterwegs ist. Lies dazu meinen Beitrag über die perfekte Hardenduro Stehposition.

Ist das Fahrwerk eingefahren, geht es zur weiteren Abstimmung.

Federrate

„Härtere Federn sind für schnelle Piloten“ – das ist falsch! Sind die originalen Federn zu weich, sackt das Fahrwerk mit Fahrer zu weit ein und man verschenkt Federweg. Komfort und Fahrstabilität leiden. Die richtige Federhärte ergibt sich aus dem Fahrtdurchhang (= Einsinken des Motorrads mit Fahrer; ca. 110mm – siehe Manual). Wie man diesen ermittelt, entnehmt Ihr der Anleitung. Ab 85kg mit Ausrüstung sind jedenfalls härtere Federn Pflicht.

Klicks

Einstellungsklicks für Druck und Zugstufe in Standard-Einstellung bieten eine gute Basis, die grundsätzlich überall funktioniert. Wer endurowandert stellt sein Fahrwerk auf die empfohlene Komfort-Abstimmung. Damit ist das Fahrwerk weicher und arbeitet schneller. Schnelle Piloten stellen auf die Sport-Einstellung; vor allen auf der Motocrossstrecke.

Meine persönliche Erfahrung:

Es ist leichter zu spüren, wenn das Fahrwerk zu weich (zu schnell) eingestellt ist. Daher gehe ich als schneller Hobbyfahrer von der Standardeinstellung aus. „Schwimmt“ das Motorrad, schaukelt sich auf und liegt nicht satt, gehe ich mit der Zugstufe Klick für Klick langsamer (mehr zu). Fährt man mit härteren Federn sollte man generell die Zugstufe ein bis zwei Klicks langsamer (zu) stellen.

High/Lowspeed Druckstufe

Die Druckstufe am Federbein lässt sich für schnelle Schläge (Highspeed) und langsamere Schläge (Lowspeed) getrennt einstellen. Highspeed ist vor allen beim Motocross relevant, wenn man bei Sprüngen hart landet. Schnelle Motocrosser stellen hier eine halbe Umdrehung härter. Die Lowspeed Einstellung beeinflusst in erster Linie das Verhalten des Federbeins bei Wellen, wie sie zB. beim Bremsen und Beschleunigen entstehen, sowie bei allen kleineren Bodenunebenheiten wie Steinen und Wurzeln.

Enduro-Setup:

Beim Enduro fahre ich die Zugstufe etwas schneller (offener) um das ausfedernde Hinterrad zum Schwungholen für den Traktionsaufbau zu nutzen. Allerdings wird das Fahrwerk dann unruhiger und „schwimmt“ bei höherem Tempo mehr. Schnelle Piloten mögen das nicht. Da gilt es einen Kompromiss zu finden. Die Druckstufe würde ich bei Enduro generell auch etwas schneller (offener) fahren. Da das Tempo meist nicht so hoch ist und keine harten Landungen nach Sprüngen abzudämpfen sind bietet die weichere Druckstufe mehr Komfort und vor allem Grip.

Meine Empfehlung:

Beim Endurofahren die Zug- und Druckstufe ein paar Klicks öffnen. Schnelle Piloten gehen dann Klick für Klick wieder zu, bis das Fahrwerk für Ihr Tempo ruhig liegt und nicht durchschlägt.

Beim Endurofahren sorgt ein weicheres, feinfühliges Fahrwerk für Traktion

Motocross-Setup:

Ein Enduro Fahrwerk muss vom langsamen, trailmäßigem Fahren bis zum schnellen Motocross alles können. Bei einem Motocross Bike ist die Druckstufe vom Grundsetting deutlich härter (langsamer). Traktion im Lowspeedbereich ist nicht gefordert, dafür Stabilität bei Highspeed und Reserven bei Sprüngen. Die Vorzüge kann nur nutzen wer schnell und mit Druck fährt. Außerdem ist das härtere Fahrwerk körperlich mehr fordernd. Daher ist für den Hobbyfahrer ein Endurofahrwerk oft auch beim Motocrossen gar nicht so schlecht. Voraussetzung ist die richtige Federhärte und Fahrwerksabstimmung. Zu weiche Federn verschenken Federweg und Stabilität. Und genau das hätte man beim MX ja gerne. Bei den Klicks geht man beim Motocrossen generell härter (langsamer). Die Zugstufe drehe ich bei der Gabel 2-3 Klicks zu, beim Federbein 1-2 Klicks. Die Druckstufe je ca 5 Klicks zu. Immer abhängig von den Streckenbedingungen.

Bei Landungen nach großen Sprüngen gibt ein härteres Fahrwerk mehr Sicherheit

Fahrwerkstuning

Die Grundabstimmung einer Enduro ist im mittleren Federwegsbereich relativ weich. Vorteil: Bei Kompressionen mit anschließenden Steilauffahrten wird man nicht zu sehr vom Hang weggedrückt und hat so mehr Traktion. Nachteil: Das Motorrad fährt etwas mehr „im“ Federweg und verschenkt so Reserven bei schnellen Passagen und beim Motocross. Hier kann das Fahrwerkstuning eine Verbesserung bringen. Wer mehr schnell als technisch fährt, kann sich die Grundabstimmung etwas härter machen lassen und liegt damit zwischen Enduro und Motocross („Cross Country Abstimmung“). Erste Tests mit einem Umbau durch 70 Suspension (Euro Motors Graz) brachten spürbar mehr Stabilität und damit Sicherheit beim Motocross, ohne an Enduro-Sensibilität einzubüßen. Auch Josef Kandlhofer mit MotoPitkan in der Südsteiermark oder Klaus Martinjak mit JAK Racing in Klagenfurt sind Top Adressen für Fahrwerkstuning.

Fazit

Aus der Kiste heraus funktioniert das Fahrwerkssetup einer EXC sehr gut. Wenn man 80kg mit Ausrüstung hat und klassisch Enduro fährt. Ist man aus der Norm und/oder fährt schneller bzw. viel Motocross sollte man sich mit der Fahrwerkseinstellung beschäftigen, um das Optimum herauszuholen. Ich gebe Euch gerne Setuptipps.