27,5″-29″ – Mix it up!
Laufradgrößenmix ist dabei ein großer Trend für 2020 zu werden. Downhill- und Enduroweltcups werden 2019 mit 29“ Laufrad vorne und 27,5“ hinten gewonnen. Der Mix ist erst seit 2019 bei UCI Rennen erlaubt und da wir Hobbyfahrer glauben, dass was die Rennfahrer fahren, brauchen wir auch, kommen die Mischradgrößen wohl 2020 groß auf den Markt. Bei E-Bikes ist das Thema schon länger präsent weil durch den Motor die Bergauf- und Rolleigenschaften des Bikes nicht im selben Fokus stehen wie bei herkömmlichen Bikes. Wie bei einer Motocrossmaschine hat das große, schmälere Vorderrad die Aufgabe zu führen; das kleine, breitere Hinterrad ist für Traktion und Dämpfung zuständig. Dazu kommt, dass durch das kleinere Hinterrad ein kürzeres Heck möglich wird, was vor allen bei E-Bikes, die aufgrund des Motors meist sowieso länger sind, ein echter Vorteil ist. Da ein kleines Laufrad nicht so rollfreudig ist, wird sich der 29“/27,5“ Mix wohl eher im downhillastigen Bereich – und bei kleineren Rahmenhöhen durchsetzen. Beim E-Bike spricht allerdings nichts gehen den Mix, daher gehört dem Laufradgrößenmix hier wohl mit Sicherheit die Zukunft.
Spezialized Kenevo mit 29“ Vorderrad
Das Spezialized Turbo Kenevo wird mit 27,5“+ Bereifung ausgeliefert. Spezialized Butcher 2.8“ sind montiert. Die habe ich gleich gegen Schwalbe Magic Mary 2,8“ getauscht die deutlich mehr Grip aufweisen; vor allen, wenn es feucht wird. 2,6“ habe ich mir auch überlegt, da die 2,8er am Vorderrad nicht so präzise führen und generell zum Bouncen (springen aufgrund des großen Luftvolumens) neigen. Da das Kenevo allerdings so ein massives Gerät ist, fand ich die 2,8“ passender. Außerdem ist die Tretlagerhöhe mit 350mm relativ nieder und die 2,6er senken das Tretlager noch mal ab. Nur vorne einen 2,6“ Reifen zu montieren ist keine gute Idee, da das Bike dann vorne niedriger wird und die Winkel etwas steiler. Generell baut das Kenevo vorne recht niedrig (120mm Steuerrohlänge) was mir mit relativ langen Beinen und kurzen Armen eh nicht so taugt. Ich bin schon das Merida eOne-Sixty mit Mischlaufradgröße gefahren und war sehr zufrieden, also montierte ich ein 29“ Pancho Vorderrad mit Schwalbe Magic Mary 2,6“ soft. Leider muss man bei der verbauten Rock Shox Lyrik das Casting gegen ein 29“ Casting wechseln um genug Platz für das größere Vorderrad zu bekommen.
Geometry changes!
Das 29“ Laufrad hat um 3,2 cm mehr Durchmesser (Magic Marry 27,5×2,8“ zu 29×2,6“), das heißt die Front hebt sich um 1,6cm. Dadurch wird der Radstand leicht größer (+1cm), das Tretlager hebt sich leicht (+1cm) und Sitz- Lenkwinkel flachen ab. Der eh schon recht flache Lenkwinkel von 65° flacht um ca ein Grad auf 64° ab. Das ist ein Wert, den Downhillbikes aufweisen. Also schon recht extrem. Im Vergleich: Beim Merida eOne-Sixty mit 29er Vorderrad flacht sich der Lenkwinkel von 66,5° auf (heute normale) 65,5° ab. Die höhere Front kann man durch das Weglassen von Spacern ausgleichen um in Kurven genügend Druck auf das Vorderrad zu bekommen. Allerdings hebt sich durch das 29er Vorderrad ja auch das Tretlager und somit die Sitz/Stehposition. Wenn man davon ausgeht dass das Tretlager um 1cm höher ist, kann man bei den Vorbau-Spacern um ca 0,5cm weniger fahren als mit 27,5“ Vorderrad.
Am Trail
Der schmälere Vorderreifen fällt sofort positiv auf. Das Bike fährt sich präziser! Der größere Rollumfang macht es leichter mehr Schwung aus den Kurven mitzunehmen und rollt besser über Hindernisse. Allerdings muss das Kenevo aktiver gefahren werden, da der 64° Lenkwinkel (und der größerer Radumfang) das Bike zwar sehr stabil aber auch träger in den Lenkbewegungen macht. Belohnt wird man dann allerdings mit einer Souveränität, wie man sie nur von Downhillbikes kennt.
Fazit:
Wer schnell und aktiv fährt, dem ist der Umbau des Spezialized Turbo Kenevo auf 29“ vorne jedenfalls zu empfehlen. Besonders für größere Piloten mit Rahmengröße L und XL. Wünschenswert wäre es, wenn das Rad schon mit 29“ Vorderrad konstruiert worden wäre; mit angepasster Geometrie. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Bin grade auf den Artikel gestossen… gibts schon neue Erfahrungsberichte zum Kenevo Mullet mit 170mm Gabel? In der Theorie sollte doch die Erhebung damit um 1 cm reduziert werden können … was die Veränderung des Lenkwinkels und sonstige Daten nur marginal verändern würde.. oder denke ich grade „zu einfach“ ? 🙂
Hallo Thomas,
Nein, Du denktst richtig. Würde ich so machen, wenn ich das Bike noch hätte! Inzwischen bin ich ja mit dem Kenevo Gen2 unterwegs und das ist schon so lang dass hier 29″ vorne das Bike zu träge machen würden.
Moin Michael,
danke für die ausführliche Darstellung der 29″ Variante. Eine Frage zu den Geometrieänderungen hätte ich noch:
Vergrößert sich durch die Verwendung des 29″-Castings anstelle des 27.5ers nicht bereits die Einbauhöhe (Axle-to-Crown) der Gabel, so dass diese Änderung noch zum größeren Radradius von 16 mm hinzugerechnet werden muss? Das würde dann größere Änderungen als beschrieben hervorrufen.
Viele Grüße!
Hallo Jan, ja das habe ich noch nicht in Betracht gezogen. Ich habe jetzt gesehen das bei der Lyric die 29er Gabel 19mm höher baut als die 27,5er. Ich hatte nur den halben Radumfang von 16mm gerechnet. Also kommen noch 3mm dazu! Nicht optimal. Danke für den Hinweis ? LG Michael
Moin,
also jetzt habe ich so einige rides als Test hinter mir. Es ist auf jeden Fall sehr genial. Ich fahre in der Bioversion ein YT Capra 29 Zoll mit dem Maxxis Shorty als Vorderbereifung.
Somit die 170 mm Lyrik vom YT an das Kenevo und das 29-er Vorderrad auch. Ich schwöre auf den Shorty in 2,5 Breite beim YT und möchte da auch nichts missen. Allerdings hatte ich ein leichtes untersteuern beim Kenevo mit dieser Bereifung. Wie Du schreibst beim aktiveren fahren ist es nicht. Aber beim „passiveren“ drücken in die Kurve schon, dies habe ich beim YT überhaupt nicht.
Also muss ein anderer Reifen her. Den Eddy Current Reifen von Schwalbe in 2,6 29 Zoll. Ich hörte schon öfter, dass der sehr genial am Ebike sein soll, also getan…. mein sonst bei 1,5/1,6 Luftdruck musste ich beim Eddy Current komplett vergessen. Den fährt man tatsächlich nur mit 1,1 Bar, was ich zuerst nicht glauben wollte. Aber siehe da, es stimmt. Selbst im harten Gelände läuft der souverän mit 1,1 Bar. Die Kurven fühlen sich jetzt an wie immer, sehr viel Grip und einfach genial. Den musst Du wohl auch mal ausprobieren.
Ach und mein Vorbau ist ein Renthal mit 31mm länge 😉 Ich werde mir jetzt wohl noch eine Gabel holen, damit beide Bikes wieder einsatzbereit sind.
Hallo Ben, Danke für Dein Kommentar! Meine Meinung: Wenn Du auf 29er Vorderrad umbaust verschiebt sich der Schwerpunkt nach hinten und man muss aktiver Druck auf das Vorderrad geben und/oder einen längeren Vorbau verwenden. Ich hatte mit Maggic Marry Soft und Maxxis Minion DHF beide 29″ 27,5×2,6 im flachen Gelände Vorderradrutscher…. Das lag sicher nicht am Reifen, sondern an der Fahrtechnik/Schwerpunkt zu weit hinten. Das ist halt einer der Nachteile am 29VR Umbau… Luftdruck fahre ich 1,3 vorne. Shorty 2,5 bin ich am Merida gefahren, hat mir voll getaugt, am Kenevo ist er mir ein wenig zu schmal.
Eddy Current – das hört sich interessant an, muss ich unbedingt probieren! Aber zuerst mal Kenevo GenII testen! ?
Ich teste es auch gerade mit einer 170mm Lyrik mit 29 Zoll.
Ist es ratsam eher auch beim 29er auf 180mm Federgabel zu bleiben. Denke dass die Erhebung durch 29 Zoll mit einer 170mm Federgabel harmonischer ausfällt.
Ja, das ist sicher eine gute Option! Habe ich noch nocht getestet aber funktioniert sicher top. Da hast du nur ca 0,5cm Erhöhung an der Front und die Geormetrie beliebt fast original. Ich fahre jetzt mit meinem Setup eine 6cm Vorbau um mehr Druck auf das Vorderrad in Kurven zu bekommen… Bitte schreib wie das Keneveo mit 170mm funktioniert, interessiert mich!