Vorsicht bei E-Bike Tests

Ich bin kein Fan von E-Bike Tests! Warum? Beim Nicht E-Bike ist es mit dem Einsatzbereich leichter und die Räder innerhalb der Zielgruppe vergleichbarer. Ein Enduro hat 160mm Federweg und geht nun mal bergab besser und berauf schlechter als ein Trailbike mit 140mm. Der Federweg definiert den Einsatzbereich. Beim E-MTB aber ist viel Federweg bergauf nicht unbedingt störend, Gewicht und Fahrwerksbewegung beim Treten nicht so sehr entscheidend. Das macht die Wahl des richten Bikes nicht einfacher. Aber worauf kommt es denn dann nun an?

Die Kettenstrebe zeigt den Fokus des Konstrukteurs

Durch den Platzbedarf der Motoren sind E-Bikes länger und damit „sperriger“ als normale Bikes. Auf wichtige Geometriedesignmöglichkeiten wie Lenkwinkel, Reach und Stack hat der Motorplatzbedarf keine Auswirkung. Eine große Auswirkung hat er jedoch auf die Kettenstrebenlänge. Und diese wiederum wirkt sich stark auf die Fahreigenschaften aus. Für Bergaufspezialisten bedeuten lange Kettenstreben späteres Aufbäumen des Vorderrads und somit bessere Klettereigenschaften. Bergab liegt so ein Rad ruhig und sicher. Nachteil jedoch: Das Bike geht nicht so easy ums Eck und lässt sich nicht so leicht vorne wegziehen. Fährt sich also nicht so verspielt.
Die Kettenstrebenlängen moderner E-Bikes bewegen sich zwischen 426mm (Rocky Mountain Altitude Powerplay) und 485mm (Kona Remote) – ein gewaltiger Unterschied. Grundsätzlich haben Bosch und Yamaha Bikes aufgrund der größeren Motoren längere Kettenstreben; Shimano und Brose/Spezialized Bikes kürzere. Jetzt gibt es Testsiegerbikes mit 430er (Canyon Spectral:ON) – und Testsiegerbikes mit 470er Kettenstrebe (Giant Trance E+SX 0 Pro) – je nachdem wie die Testerpräferenz ist, würde ich sagen – daher vergesst E-Bike Tests!
Wenn Ihr wie ich den Fokus auf verspieltes Trailhandling legt, sucht Euch ein Bike mit kurzen Kettenstreben.

Der E-Bike Motor – Geschmackssache

Den “besten” Motor gibt es meiner Meinung nach nicht. Jeder Motor am Markt hat Vor- aber auch Nachteile. Grundsätzlich sind starke Motoren größer, schwerer und lauter. Ich persönlich fahre nur selten Steilhänge bergauf, daher ist mir die absolute Motorleistung nicht wichtig. Für mich soll die Leistungsentfaltung gleichmäßig und auch bei höheren Trittfrequenzen unterstützen und somit dem herkömmlichen Mountainbiken ähnlich sein. Wie auch die Lautstärke. Nur beim Brose/Spezialized Motor ist das Abrollgeräusch der Reifen lauter als der Motor. So soll es sein!
Wer also wie ich einen Motor bevorzugt der klein baut und sportlich unterstützt kauft ein Shimano- oder Brose/Spezialized E-Bike. Wenn es leise sein soll, steht Brose/Spezialized ganz oben auf der Liste.

Fazit

E-Bike Tests sind nicht unbedingt eine Entscheidungshilfe beim Bikekauf. Legt der Tester Wert auf Hillclimbing, Ihr sucht aber ein leises Bike mit spielerischem Handling, werdet Ihr auch mit dem Testsiegerbike nicht glücklich werden. Daher gehen meine ersten Blicke immer auf Motor und Geometriedaten; hier speziell auf die Kettenstrebenlänge und Reach. Falls Ihr auf der Suche nach einer unabhängige Beratung zum Bikekauf seid kontaktiert mich.