Für 2022 bringt Spezialized das Turbo Levo in 3. Generation auf der Markt. Für das vielfach ausgezeichnete Testsiegerbike der letzten Jahre ist der Anspruch hoch. Spezialized E-Bikes waren immer ihrer Zeit einen Schritt voraus. Mit integrierten Akku, natürlicher Motorunterstützung und minimalistischer Anzeige war das Turbo Levo schon vor Jahren ausgestattet. Dazu eine – typisch Spezialized – Wohlfühlgeometrie und viele praktische Details machten und machen das Levo zum Bestseller. Doch die Entwicklung geht weiter und der Vorsprung will schließlich gehalten werden.

Spezialized Turbo Levo Gen3 – What’s New?

Zuerste ein Blick auf das Spezialized E-Bike MTB Portfolio: Neben dem Allrounder Turbo Levo ist mit dem Turbo Kenevo ein abfahrtslastiger E-Freerider mit gewaltigen 18cm Federweg im Programm.

Spezialized Turbo Kenevo Gen2: Extrem lang und flach für High Speed Downhills.

Zum alten Levo Gen2 ergab sich so in den letzten Jahren eine Lücke, denn das „alte“ Levo war als Allmountainbike ausgelegt. Schaut man nur auf den Federweg, fällt das gar nicht so auf, so war das Levo 2021 mit einer 36er Gabel mit 160mm Federweg bestückt. Allerdings war die Geometrie kürzer und aufrechter, mit 29er Laufrädern, längeren Kettenstreben, relativ flachen Sitzwinkel und steilem Steuerwinkel. Ideal für Tourenbiker, aber eben kein Enduro.

Spezialized Turbo Levo Gen2: Gemäßigte Allmountain Geometrie, ideal für Einsteiger und Tourenfahrer.

Das neue Levo in 3. Generation sieht optisch auf den ersten Blick nicht viel anders aus als das alte Levo, da das Rahmenlayout mit „Sidearm“ -Layout zur Federbeinaufnahme gleich geblieben ist. Beim Motor bleibt Spezialized beim bekannten, starken Brose Motor mit großem 700Wh Akku. Damit wären wir aber auch schon mit den Ähnlichkeiten fertig.
Die neue Rahmengeometrie ist deutlich progressiver ausgelegt. Länger, flacher, größerer Reach, steiler Sitzwinkel. Verstellmöglichkeiten beim Steuerwinkel und bei der Tretlagerhöhe und kürzere Kettenstreben dank Mullet Setup (29“ vorne, 27,5“hinten). Der downhillorientierteren Geometrie angepasst ist auch (bei den Top Modellen) eine massive 38mm Federgabel und ein großer Fox X2 Dämpfer verbaut. Lediglich die Federwege sind mit 16cm vorne, 15cm hinten nicht gewachsen. Durch die Möglichkeit der Geometrieanpassung deckt das neue Levo einen sehr breiten Einsatzbereich ab. Von gutmütig verspielt, bis schnell und laufruhig ist alles möglich. So sollen vom Tourenfahrer bis zum Enduroracer mit dem neuen Levo alle glücklich werden.

Spezialized Turbo Levo Gen3: Moderne, progressive Geometrie für bessere Downhillperformance.

Ganz neu und revolutionär auch das kleine Display, genannt Master Mind TCU, das als vollwertiger Bikecomputer alle Daten liefert. Inklusive Fahrereigenleistung und Höhenmeter, top! Und dabei erfreulicherweise nicht größer ist als bisher und weiter im Oberrohr integriert. Toll die Akkuanzeige in Prozenten und vor allen Microtune, ein Modus mit dem man die Unterstützung in 10% Schritte mit der +/- Taste während der Fahrt verstellen kann. Mir waren die drei Modi immer schon zu wenig.

Neuauflage Kenevo versus Levo

Das „alte“ Levo Gen2 war nie wirklich in meinem Beuteschema, fällt es doch in die Kategorie Allmountain und bei mir beginnt E-Bike Spaß bei bergaborientierten Enduros. Auch wenn für 2021 der Federweg vorne mit 36er Gabel auf 160mm angewachsen ist, blieb die Geometrie auf der konservativen Seite. Ich habe das Bike vor Jahren mit meinem Merida eOne Sixty – Spezialized Levo versus Merida eOne Sixty – und später mit meinem Turbo Kenevo Gen1  – Spezialized Turbo Levo Comp 2020 versus Turbo Kenevo 2019 – verglichen. Und beide Male war ich von den Allroundqualitäten überzeugt, wenn es jedoch steil oder richtig schnell begab ging, war mir das Levo zu wenig souverän. Da für mich der E-Bike Spaß in erster Line bei anspruchsvollen Bergabtrails liegt, war für mich das Levo bisher nie wirklich eine Option. 2022 geht das Duell in eine neue Runde. Das Levo Gen3 ist kein Allmountain mehr sonder ein vollwertiges Enduro. Auch wenn der Federweg gleich geblieben ist, sorgt die flache, tiefe Geometrie und das hochwertige Fahrwerk für reichlich Sicherheit bergab. Doch wie groß ist der Sprung zum Kenevo?

Die goldene Mitte? Das neue Levo liegt bei Reach und Radstand zwischen Levo Gen2 und Kenevo Gen2. Dazu kürzere Kettenstreben und verstellbarer Lenkwinkel. Top!

Das Kenevo Gen2 mit radikaler Geometrie und mit 18cm Federweg vorne wie hinten ist bergab eine Macht, wenn es schnell und hart zur Sache geht. Ob denn dass nicht zuviel des Guten ist, muss jeder für sich selber entscheiden und wird wohl stark vom bevorzugtem Terrain abhängen. Doch was sind die Nachteile vom E- Freerider Kenevo? Es fehlt an Agilität bei gemäßigtem Tempo und auf einfachen Trails. Durch die lange Geometrie ist das Kenevo sehr stabil und benötigt ein gewisses Tempo um gut zu funktionieren. Man muss sich aktiv am Bike bewegen und Manöver kosten Kraft. Die langen Kettenstreben geben Sicherheit aber erschweren das Anheben des Vorderrads und spielerisches Fahren. Dazu ist das Bike mit knapp über 24kg zwar für Freeride/Downhillverhältnisse „normal“ schwer aber halt deutlich schwerer als ein Levo.  – Spezialized Turbo Kenevo Expert 2020 – Erfahrungen nach 2.500km –
Auf meine Wunschliste für ein Kenevo Gen3 steht daher: Downhillastige, aber etwas wenig aggressive Geometrie mit Mullet Setup und kürzeren Kettenstreben. Und spürbar leichter.
Meine Wünsche wurden erfüllt, allerdings beim neuen Levo Gen3. Bis auf den Federweg, denn hier fehlen 2-3cm aufs Kenevo.

Fazit

Ich habe mich nach zwei Generationen Kenevo für’s neue Levo entschieden. Die Auslegung als Enduro ist dafür ausschlaggebend. Moderne, progressive Geometrie mit Mullet Setup und massive Federelemente sollten die Downhillperformance in Richtung Kenevo verschieben. Dabei verspielter durch die kürzeren Kettenstreben und spürbar leichter. Ob mich steil bergab der geringe Federweg und die etwas gemäßigtere Geometrie das Kenevo Gen2 vermissen lassen werden? Ich lass es darauf ankommen und berichte Euch demnächst, mein neues Spezialized Turbo Levo Comp vom Rofa-Sport wartet auf den ersten Einsatz! 🙂