Inzwischen bin ich mit meinem Spezialized Turbo Kenevo Gen2 schon über 2.000km gefahren und habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich bin immer dabei, mein Bike zu verbessern und auf meine Bedürfnisse abzustimmen. Daher wird ständig am Setup gearbeitet und Teile werden ausprobiert. Generell muss man sagen, dass das Kenevo Expert aus der Kiste heraus absolut (Downhill-) trailtauglich ist und man sicher auch ohne Tuningteile damit glücklich wird. Lenkersetup, Sattel, Griffe, Reifen, Laufräder… alles typisch Spezialized praxistauglich. Dennoch lässt sich auch das Gute verbessern und so habe ich bei Fahrwerk, Lenker/Vorbau, Bremsen, Reifen und Motorsteuerung mit Tuningteilen und Setup Einstellarbeiten Optimierungsmöglichkeiten gefunden.

Fahrwerks Tuning – Einfach zu mehr Performance

Das Serienmäßig verbaute Rock Shox Select Fahrwerk funktioniert auf Hobbyniveau wirklich ausgezeichnet. Im Serientrimm ist es allerdings nicht sehr gut ausbalanciert, daher sollte man sich mit dem Setup auseinandersetzten. Vorne zu weich, hinten zu hart… Lest dazu meinen Beitrag – Spezialized Turbo Kenevo Expert 2020 – First Setup, first Ride –.

Rock Shox Fahrwerktuning: Boxxer 19cm Kartusche, Deluxe Coil – 500lb Feder

Gabel –  Rock Shox Boxxer Select RC

Die Boxxer kommt im Kenevo mit 18cm Federweg. Die Rock Shox Downhillgabel gibt es auch mit 19 und 20cm, und die entsprechende Kartusche lässt sich einfach nachrüsten. Ich habe mich für die 19cm Version entschieden, damit sich Front-Heck Balance und Geometrie nicht zu sehr ändern. Bei der Boxxer lässt sich die Geometrie durch die 2 Gabelbrücken etwas anpassen, da man die Tauchrohre in den Gabelbrücken verschieben kann. Ich habe das allerdings nicht gemacht und bleibe bei meinem 18cm Gabelbrücken Setup.  – Spezialized Turbo Kenevo Expert 2020 – First Setup, first Ride – Stattdessen fahre ich die Gabel jetzt mit etwas mehr Sag, was die Geometrieveränderung fast ausgleicht, dafür aber mehr Komfort bringt. Mehr Speed sowieso. Ein wirklich lohnendes Tuning!

Rock Shox Boxxer Select RC – mein Setup mit 19cm Kartusche:

  • Luftdruck: 130PSI
  • Token: 4
  • Zugstufe: 7 auf
  • Druckstufe: 3 auf

Federbein – Rock Shox Deluxe Coil Select

Mein 2020er Kenevo Expert hat hinten einen Stahlfederdämpfer mit 550lb Feder. (Größe S4) Und die ist für meine 85kg deutlich zu hart. Ich habe auf die 500lb Feder gewechselt, die passt perfekt. 2021 ist ein Luftdämpfer verbaut, der erleichtert die Abstimmung aufs Fahrergewicht.

Rock Shox Deluxe Coil Select – mein Setup:

  • Feder: 500lb (Serie 550lb bei S4)
  • Zugstufe: 6 auf

Renthal Lenker/Vorbau Tuning –  Das Auge fährt mit

Am originalen Setup mit Spezialized Lenker und Vorbau gibt es eigentlich nichts auszusetzten. Wobei die im Worldcup verwendete Renthal Kombi mit Fatbar und Intregra II Vorbau schon sehr sexy ist. Vor allen der 31,8mm dicke Lenker passt zum massiven Erscheinungsbild des Kenevos. Das hochwertige, matt goldene Finish sowieso! Ich fahre den Fatbar V2 mit 30mm Rise und den Integra II mit 10mm Rise und 45mm Länge. Das entspricht dem originalen Setup, das mir sehr gut passt. Die Renthal Kombi vermittelt ein sehr direktes Fahrgefühl und gibt Sicherheit. Und erfreut das Auge, sicherlich das Hauptargument für dieses Tuning.

Bremsen Tuning – erforderlich

Für mich eine Schwachstelle am Kenevo ist die SRAM Code R. Fährt man den Hebeldruckpunkt nahe am Lenker, wandert der Druckpunkt gerne, auch wenn die Bremse top entlüftet ist. Initial Grip und absolute Bremspower könnten auch besser sein. Was kann man tun? Ich habe vorne von der 200er auf eine 220er Scheibe gewechselt, wodurch die absolute Bremspower spürbar besser ist. Absolut zu empfehlen wenn man steile Trails fährt, und dafür ist das Kenevo ja gemacht. Experimente mit Bremsbelägen (NG, Now 8, Trickstuff) brachten kaum Verbesserungen. Außer extremen Verschleiß bei den Trickstuffbelägen, die waren nach 200km hinten weg. Das Verhältnis Grip zu Lebensdauer ist bei den originalen SRAM Sinterbelägen wohl am besten.
Gegen das Druckpunktwandern würde ein Umrüsten auf SRAM Code RSC Bremshebel helfen. Hier wird Hebelweite und Druckpunkt getrennt eingestellt und dadurch bleibt der Druckpunkt klar und definiert. Das wäre für mich der nächste Schritt auf der Tuning Todo Liste. Der Wechsel auf eine andere Bremse wie Magura MT7 Pro oder Shimano Saint wäre auch eine Option. Das ist allerdings mit noch mehr Aufwand verbunden und auch diese Bremsen sind nicht frei von Makel, wie man immer wieder liest.

Steile technische Trails sind bevorzugtes Kenevo Terrain

Reifen Tuning – Der Einsatzbereich entscheidet

Die serienmäßig montierten Spezialized Butcher 27,5×2,6“ sind absolut ok. Dämpfung und Robustheit sind die Stärken des Spezialized Reifens. Ein wirklich guter Allrounder. Nur bei Nässe und weicheren Böden gibt es bessere Reifen. Im Frühjahr sind meine steilen Hometrails oft feucht, der Boden friert und geht dann wieder auf. Da ist jedes Quäntchen Traktion Gold wert. Daher fahre ich den Schwalbe Magic Mary 27,5×2,6“ Super Gravity Addix Soft – vorne und hinten. Die Reifen neigen speziell an den Flanken zu Stollenausrissen, wenn die Böden härter werden. Daher steige ich im Sommer wieder auf den Butcher um. Den gibt es jetzt in drei Gummimischungen. Ich werde einmal die mittlere Mischung – C7 testen.

Mission Control Tuning – Nutze die App

Ein echter Vorteil am Spezialized ist die Konfigurierbarkeit des Motors über die Mission Control App. So gut ist das bei keinem anderen Motorhersteller gelöst. So können die 3 Unterstützungsstufen individuell eingestellt werden, ebenso wie das Ansprechverhalten (Bescheunigungssensibilität) des Motors. Zur Unterstützung lässt sich auch die „Spitzenleistung“ einstellen, das heißt, wieviel Power der Motor bei zusätzlicher Eigenleistung maximal freigeben soll. Aktuell fahre ich 30/50 (Unterstützung/Spitzenleistung) 45/75 und 70/100. Das passt für meine flotten 2:30 Runden mit ca 1500 Höhenmeter perfekt. Wenn ich im Sommer mehr Wert auf Reichweite lege, gehe ich mit der Unterstützung weiter runter auf 20/40 30/50 50/100. Die Beschleunigungssensibilität habe ich auf 0% eingestellt. So lässt sich der Motor bei wurzeligen Auffahrten besser kontrollieren. Auch so schiebt der Motor leicht nach, was man beim Überrolllen von Hindernissen nutzen kann.

Fazit

Das Spezialized Turbo Kenevo Gen2 ist grundsolide und praxistauglich ausgestattet, sodass funktionelles Tuning kaum ein Thema ist. Lediglich eine 220er Bremsscheibe vorne und eine 19cm Kartusche für die Boxxer Gabel würde ich jedem Kenevo Expert Fahrer empfehlen. Damit ist man bergab noch schneller, aber auch komfortabler unterwegs. Ansonsten sind es die persönlichen Setupmaßnahmen die das Bike an Fahrstil und Gelände anpassen und ein Maximum an Fahrspaß rausholen. Let’s ride!