Ich habe immer gedacht, bei Hardenduros gibt es schon viel an Tuningmöglichkeiten. Doch das Angebot an Teilen für die KTM 790 Adventure ist um Welten größer. Und wächst täglich. Grund dafür ist der extrem breite Anwendungsbereich der 790er von Weltreise bis Rallyeinsatz, der ein breites Spektrum an Tuningmöglichkeiten ermöglicht. Die großen Stückzahlen, die in diesem Segment verkauft werden, bieten außerdem einen lukrativen Markt für Tuning- und Zubehörhersteller. Beim Tuning geht es zum einen darum, hochwertigere, funktionellere Teile zu verbauen, aber auch darum das Motorrad an seinen persönlichen Einsatzbereich anzupassen. Bei mir sind die Offroadeigenschaften im Fokus. Die 790R ist sicherlich auch im Serientrimm das geländetauglichste Adventurebike am Markt. Dennoch, wenn man wie ich aus dem Offroadsport kommt, sind die Ansprüche diesbezüglich hoch und entsprechend hoch ist das Tuningpotenzial.

Step 1 – Erste Umbauten

Gleich beim Kauf im März 2019 habe ich den Lenker auf ein weniger gekröpftes Motocrossmodell getauscht und das 16Z Ritzel auf ein 15er getauscht. Dann kam die 2cm höhere, schmale Sportsitzbank aus dem KTM Powerpartsprogramm und die one finger clutch von Camel Produkts dazu. Was diese Umbauten bewirken könnt Ihr im Beitrag KTM Adventure 790R -5 Setuptipps für bessere Offroadperformance nachlesen.

Step 2 – Offroadtuning über den Winter

Dann galt es die Dinge zu verbessern, die mir nicht so getaugt haben. Lest darüber meinen Beitrag KTM Adventure 790R – Offroadtuning. Dazu gehörte der Umbau der zu weichen KTM Sportsitzbank durch motoseats.de und der Tausch des Motorschutzes auf den stabilen, aber dennoch leichten Rade Garage Karbon Motorschutz. Dann wurden die kleinen Rottweiler Performance Spiegel und das Rade Garage Rally Windshield inkl. Navihalterung verbaut.

Meine Erfahrungen nach gut 6.000km

Mit der Sitzbank bin ich sehr zufrieden. Der straffe Schaumstoff erlaubt aggressives Fahren im Sitzen und erleichtert Positionsänderungen ohne unkomfortabel zu sein. Passt perfekt! Man sitzt jetzt wirklich 2cm höher als mit der Standardsitzbank. Daher benötigt man allerdings auf längeren Etappen einen höheren Windschutz. Mit dem originalen Shield in „low“ Position zieht’s gewaltig und auch „high“ bietet keinen sonderlich guten Schutz. Das von mir verwendete Rade Garage Rally Windshield ist noch 2cm höher, breiter und vor allem schön weit vorne und steil montiert. Dadurch ist es – für die Höhe – Offroad nicht zu sehr im Weg. Auf der Straße funktionert es auch gut, mit deutlich weniger Wind als mit dem originalen Shield; bei meinen 185cm und der 2cm höheren Sitzbank. Der Kopf ist weiter im Wind, ohne störende Verwirbelungen, und der Oberkörper ist gut geschützt. Mit der 2cm niedrigeren Originalsitzbank verbessert sich der Windschutz nochmals deutlich, weshalb ich bei Touren mit größerem Autobahnanteil die Bank wechsle. Offroad funktioniert der Rade Garage Rally Windshield problemlos. Es wirkt etwas filigran, aber dadurch hat es bei Stürzen viel Flexmöglichkeit. Wenn es technisch wird, ist mir das – in low montiert 4cm niedrigere – originale Windshield allerdings lieber, weshalb ich auch hier umbaue, wenn ich viel langsames Gelände auf der geplanten Tour habe. Das Haltegestänge lasse ich montiert, so geht der Umbau in 3 Minuten vonstatten. Beide Umbauten für den „Extremeinsatz“ muss man nicht unbedingt machen, aber ich schraube ja gern …  Super am Rade Windshield ist, dass man die Rade Garage Navihalterung verwenden kann, die schön weit vorne und superstabil ist. Damit bin ich sehr zufrieden. Der Rade Garage Karbon Motorschutz muß sich erst im härteren Einsatz bewähren. Bislang gab es keine Aufsetzer. Die Investition in die teuren, kleinen Rottweiler Performance Spiegel hat sich voll ausgezahlt. Wie erwartet sind sie beim stehend Fahren nicht im Weg und sturzgeschützt verbaut. Das die Sicht nach hinten gar nicht so schlecht ist, hätte ich nicht erwartet. Ich fahre auch bei Straßentouren damit, und zwar in der inneren Position. Ellbogen kurz einklappen und man sieht alles. Fazit – würde ich sofort wieder kaufen.

Step 3 – Reifen und Übersetzung für den TET Slowenien

Für den TET Slowenien im Juni 2020 erfolgte ein Test mit Offroadreifen und kürzerer Übersetzung. Hier könnt Ihr den Bericht – TET Experience Slowenien – KTM Adventure 790R – lesen.

Offroadreifen Motaz RallZ

Ich fahre mit den breiten originalen Tubeless Laufrädern. Inwieweit schmälere Felgen mit schmäleren Reifen von Vorteil sind kann ich nicht sagen. Hinten schmäler als 150 zu gehen erscheint mit in Anbetracht der 95 PS nicht recht sinnvoll. Außer man fährt 100% Offroad auf meist weichem Boden, aber dann fahre ich keinen 2 Zylinder… Ich hoffe ich kann das mal testen, das Handling soll jedenfalls deutlich besser sein, die Felgen besser vor Steinen geschützt und der dann „ballonförmigere“ Reifen besser dämpfen und mehr Traktion haben. Also vielleicht doch nicht so schlecht…  Momentan sind jedenfalls nur Tubless Reifen möglich. Letztes Jahr fuhr ich den Mitas E-09  im Test. Grip und Fahrverhalten sehr gut, Verschleiß eher weniger. Daher der Test mit dem Motaz Tractionator RallZ.  Teuer, extrem robust und schwer ist der stark offroadlastige Adventurebikereifen aus Australien. Erste Geländeeinsätze waren überzeugend, vor allem auf weichem Boden. Die Straßeneigenschaften gewöhnungsbedürftig. Nach 1.000km ist es für ein Urteil über den Verschleiß noch zu früh. Ob sich die teuere Investition über die Lebensdauer lohnt, muss sich erst zeigen.

Offroad Übersetzung

Mit der kürzeren Übersetzung (vorne 1 Zahn weniger) war ich eigentlich zufrieden. Dennoch wollte ich hinten auch um einen Zahn größer gehen um die Geländeperformance weiter zu verbessern. So montierte ich ein 46er zum vorderen 15er Ritzel. Dadurch rutscht das Hinterrad wieder ein Stück nach vorne (durch das 15Z Ritzel nach hinten), das passt auch recht gut. Nach 1.000km habe ich wieder auf das 45er zurückgebaut. Mit 15:46 ist die 790er super in technischem Gelände zu bewegen. Man kann mit dem zweiten Gang sehr langsam (traktionsstark) fahren, ein echter Vorteil Offroad. Allerdings passt die kurze Übersetzung auf Schotter nicht mehr so gut, da man in engeren Kurven oft zwischen Zweiter und Dritter liegt und schon auf kurzen Zwischengeraden öfter die Vierte braucht. Das geht mit 15:45 besser. Außerdem dreht der Motor auf der Autobahn schon recht hoch, bei 130km/h 6.000 U/min.

Fazit

Michael Jentl JentlflowOffroadtuning bringt’s voll! Für mich als Offroadsportler ist die Fülle an möglichen Tuningmaßnahmen schier endlos. Weitere Maßnahmen werden folgen. Doch auch mit relativ geringen finianziellen Aufwand kann man das eh schon hohe Geländepotential der KTM Adventure 790R nochmals spürbar steigern. So würde ich mit dem 15Z Ritzel und der Sportsitzbank aus dem KTM Powerpartskatalog als erste Tuningmaßnahmen für mehr Offroadperformance beginnen. Doch Achtung, wer einmal vom Tuningvirus befallen ist, kommt so schnell nicht wieder davon los!