Ende September ging es eine Woche nach Oulx im Piemont. 80km westlich von Turin gelegen befindet sich der kleine Ort im Susatal, dem Epizentrum des alpinen Offroadfahrens. Zahlreiche spektakuläre Hochziele sind hier über alte Militärstraßen legal anfahrbar.

10056 Oulx, Turin, Italien


Der Herbst hat an sich den Vorteil, dass die Berge schneefrei sind und man auch alle Gipfel erreichen kann. Schließlich geht es auf fast 3.000m hinauf und da ist oft erst im Juli der Restschnee des letzten Winters geschmolzen. Juli und August ist aufgrund der Ferienzeit in Italien viel los auf den Bergen, sodaß sich der September als idealer Reisemonat anbietet. Allerdings kann es im Herbst auch zu Kälteeinbrüchen kommen, und genau das ist uns passiert. Also 2021 fahren wir besser Anfang September….

Video vom ersten Tag auf der Assietta

Bei Ankunft in Oulx hatte es unter 10 Grad in 1.100m. Zuvor hatte es geregnet und auf den Bergen gut 20cm geschneit. Also doch nicht so einfach mit den Gipfelsiegen….
An den Folgetagen war es dann etwas wärmer und vor allen (von oben) trocken und sonnig, sodass die Temperatur kein Problem war. Und die Fernsicht war durch die klare Luft grandios.
An sich kann man von Oulx aus auch super Ziele in Frankreich anfahren. Aufgrund der Reisewarnung Österreichs für genau die in Frage kommende Region Provence-Alpes-Côte d’Azur entschieden wir uns diesmal in Italien zu bleiben. 2021 gibt es ja die nächste Jentlflow Westalpentour.

Die Westalpentouren 2020

Colle delle Finestre und Assietta Kammstraße

Wir starteten den ersten Tag mit einer Aufwärmschleife auf Schotter und nahmen dann den Colle delle Finestre und die Assietta Kammstraße in Angriff. 30km zieht sich die Kammstraße immer über 2.000m über mehrere kleinere Sättel bis zum Colle Basset.  Schnee war auf dieser Höhe kein Problem, dafür waren die Straßen durch das Schlechtwetter der letzten Tage teilweise gatschig und wirklich anspruchsvoll zu befahren. Gute Bereifung war sehr hilfreich. Das Wetter war perfekt und der Einstieg in die Offroadwoche ist wahrlich geglückt.

Col Sommeiller und Passo della Mulattiera

Am Dienstag standen dann bei Traumwetter mit dem Col Sommeiller und dem Passo della Mulattiera gleich zwei Highlights am Programm. Am Sommeiler mussten wir nach einigen Schneefeldern etwa 300HM vor dem Sattel (2.995m) umdrehen. Dennoch, mit den Überwinden einiger Schneepassagen echtes adventurebiken! Und das in atemberaubender Kulisse. Nach einer Stärkung in Bardonecchia ging es dann über Punta Colomion Richtung Passo della Mulattiera. Der verfallene Militärweg war ebenfalls teilweise mit Schneeresten bedeckt, sodaß die schweren 1290er (KTM Adventure 1290S mit Metzeler Karoo3) vor der letzte Hangquerung umdrehen mussten. Dennoch eine spektakuläre Tour, die allen gefallen hat.

Forte Jafferau

Die Straße zum bekannten Forte Jafferau ist nur mehr Mittwochs und Samstags für motorisierten Verkehr erlaubt, so war der Mittwoch „unser“ Tag. Nach eine kleinen Aufwärmrunde mit gefühlten 100 Spitzkehren ging es über das Forte Pramand und durch den Tunnel Galleria del Seguret Richtung Jafferau. Und wieder war es ein Schneefeld, dass die 1290er zum Umdrehen zwang. Der Gipfelsieg war den besser bereiften leichteren Motorrädern vorbehalten. Beim Forte Foens trafen wir uns wieder. Über eine Schleife ging es zurück nach Oulx.

Lago Nero

Am nächsten Tag ging es ins über Sestriere und zwei weniger bekannte Täler ins Gebiet des Lago Nero an der italienisch-französchen Grenze.  In dem hügeligen Gelände gibt es viele verfallene Schotterstraßen und es ist schwer, sich zurechtzufinden. Dafür gibt es oben im Skigebiet spektakuläre Ausblicke Richtung Mont Chaberton, bekannt für die höchste Festungsanlage der Alpen. Über Sestriere und den Colle Basset ging es zurück nach Oulx. Ein Wetterumschwung kündigte sich an und so galt es den Tag zu nutzen. Am letzten Tag bei Regen und unter 10° wird wohl keiner mehr fahren wollen….

Col Sommeiller 2

Doch weit gefehlt. ALLE (!) wollten am Freitag noch eine Abschlussrunde fahren und so ging es nochmals, allerdings über andere Wege, Richtung dem nahe gelegenen Col Sommeiller. Wir kamen zwar weiter als noch vor 3 Tagen, allerdings war es diesmal der Neuschnee, der uns zum Umdrehen zwang. Dazu Schneeregen und Sturm. Total durchfroren aber glücklich kehrten wir nach Oulx zurück. Damit ging eine super Adventurebikewoche und damit die erste, aber sicher nicht die letzte Jentlflow Westalpentour zu Ende.

Die Teilnehmer 2020:

  • Alex Kopp, KTM Adventure 1290S,
  • Robert Essl, KTM Adventure 1290S
  • Jürgen Amann, KTM Adventure 790R
  • Herbert Strauss, Husquarna 701
  • Karl Götschl, Husquarna 701
  • Hannes Meixner, BMW G650X

Von links: Robert Essl, Hannes Meixner, Alex Kopp, Karl Götschl, Herbert Strauss, Michael Jentl, Jürgen Amann

Das ideale Westalpenmotorrad

Grundsätzlich ist von Sportenduro bis großem Adventurebike alles westalpentauglich. Nach den Schneefällen heuer waren die leichteren Motorräder klar im Vorteil. Dazu waren die Tourenradien kleiner, da wir nicht nach Frankreich fahren konnten. Beides ist im Normalfall anders, sodass auch große Zweizylinder gut zurechtkommen und Ihre Vorteile haben. Wichtig für die Westalpentour ist jedenfalls gute Bereifung. Neue, robuste 50:50 Reifen sind im Herbst sehr zu empfehlen. So ist man bei Schneeresten und Matschstraßen sicherer unterwegs.

…es muss nicht immer KTM sein, aber es schadet definitiv nicht

Vorschau Westalpentour 2021:

Michael jentl JentlFlow2021 gibt es 2 Wochen, 5-11.September als „enjoy week“ und 11-17.September als „fast week“. So kommen alle Teilnehmer auf Ihre Kosten. Voraussetzung ist ein absolviertes JentlFlow Offroadtraining, damit die Gruppen harmonieren und es keine Überraschungen gibt. I glaub des wird wieder seeeehr lässig!